Lebensräume erhalten – Natur- und Artenschutz gestalten

Veröffentlicht am 07.07.2010 in Kreistagsfraktion

Gemeinsame Sitzung der Kreistagsfraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen
„Wo sind die vielen bunten Weizenfelder geblieben, warum gibt es immer weniger bunte Ackerränder und wieso sehen wir so viele Wildtiere auf der Straße?“

Um auf diese Fragen mithilfe des neuen Bundesnaturschutzgesetzes Antworten zu finden, haben die Kreistags-Fraktionsvorsitzenden der SPD Heide Lochmann und der Grünen Christine Denz zu einer gemeinsamen Informationssitzung mit Dr. Michael Christian Göring vom NABU Kleiner Odenwald eingeladen.
Sowohl im Landes-, als auch im Bundesnaturschutzgesetz ist jeweils in § 1 verankert, dass die biologische Vielfalt, d.h. auch die wild lebende heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen ist. „Konkret bedeutet dies“, so Dr. Göring, „dass angemessene Lebensräume auch auf den Feldern erhalten bleiben müssen.“ Denn nur so kann dem Aussterben von Tieren, wie den Feldlerchen und Feldhasen, den Kornblumen und dem Mohn, um nur weniges aufzuzählen, wirksam begegnet werden. Dieser Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und soweit erforderlich die Wiederherstellung von Natur und Landschaft. „Unsere Aufgabe ist, darauf hinzuwirken, dass diese Gesetze vor Ort Konkretisierung erfahren, d.h. auch auf Landkreisebene muss dieser unumstößliche Auftrag, auch das von der Landesregierung gesetzte Ziel, den Artenschwund bis 2010 zu stoppen, umgesetzt werden“, legte der Vertreter des NABU den Kreisrätinnen und –räten nahe.
Notwendige Maßnahmen müssen auch die Landwirtschaft in den Blick nehmen und die Veränderungen in Richtung intensiver Landwirtschaft, die sich auf immer weniger Kulturpflanzen reduziert. Dadurch wird das Wachstum sämtlicher Wildkräuter, auch als Nahrung für Wildtiere, dezimiert, wie in den letzten 10 Jahren festzustellen ist. Darauf verwiesen Ralf Schnörr und Walter Neff, die die unterschiedlichen Interessen der Bürger in den Fokus rückten. „Was aber ist uns Natur- und Artenschutz wert, was muss oder darf er uns kosten und wie kann effektiv Arten- und Biotopschutz ungesetzt werden?“, das ist hier die Frage nicht nur von Christine Denz, sondern auch von Georg Nelius. Ziel ist es, im Kreis konkret festzulegen, was im Einzelnen vor Ort zum Schutz von auch bei uns bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu tun ist. „Es geht hier nicht in erster Linie darum, finanzielle Mittel und großartige Konzepte zu entwickeln, sondern sofort, ohne Zeit zu verlieren, mithilfe der haupt- und ehrenamtlichen Strukturen dafür zu sorgen, dass nicht sukzessive und fast unbemerkt wertvolle Natur vor unseren Augen verloren geht. „Werden Bäume für einen gefällten Baum nachgepflanzt, wird Ausgleich geschaffen für überzackerte Gemeindefeldwege“, fragte Dorothee Ross in die Runde.
Dr. Dorothee Schlegel wies darauf hin, dass das landwirtschaftlich geprägte Offenland laut Gesetz drei Schwerpunkte zu erfüllen hat: die Produktion von Lebensmitteln, verbunden mit der Sicherung der landwirtschaftlichen Existenz, die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen und den Artenschutz, „und diese Punkte seien gleichwertig zu behandeln“, betonte Joachim Mellinger. Einig waren sich die Anwesenden, dass nicht nur der Klimaschutz vorangetrieben werden und ins Bewusstsein der Verwaltung und der Bevölkerung rücken muss, sondern auch der Natur- und Artenschutz
„Wir brauchen wieder vogelfreundliche Äcker und Blühflächen, wie Ackerrandstreifen, nicht nur für Kornblumen und wilde Kamille,“ äußerte Dr. Göring. Das sei nicht nur ein frommer Wunsch, sondern es ist eine konkrete Forderung seitens der Naturschutzverbände. Beide Fraktionen dankten dem engagierten Naturschützer herzlich für seine kompetenten Ausführungen.
Wie unterschiedlich dieses Thema gesehen werden kann, bezeugt ein altes Gedicht mit dem Titel: Das Kornfeld, in dem der Bauer die bunte Blumenpracht als Unkraut bezeichnet, der Sohn hingegen jauchzt, einen Strauß Kornblumen, Mohn und Raden in Händen: „Sieh Vater nur die Pracht! Das hat der liebe Gott gemacht!“

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