Bhutan – Buddhismus als Staatsreligion und „Bruttosozialglück“ als Staatsziel

Veröffentlicht am 02.02.2016 in Arbeitsgemeinschaften

Gerd Teßmer berichtete bei der SPD-Senioren-AG über den Himalaya-Staat

Die Auftaktveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der SPD-Senioren im SPD-Kreisverband Neckar-Odenwald im Januar wurde zu einer Art Treffpunkt von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten aus dem gesamten Kreis. 

Man kommt gerne zusammen zum Diskutieren und um über aktuelle politische und allgemeine Themen zu reden, ohne dass dabei Regularien zu erfüllen sind oder Beschlüsse gefasst werden müssen. Dabei kommt naturgemäß dennoch die Unterstützung der SPD-Ortsvereine und der beiden Abgeordneten Georg Nelius und Dr. Dorothee Schlegel nicht zu kurz.

Nachdem man das vergangene Jahr mit einem sozialpolitischen Thema abgeschlossen hatte,  wählte AG- 60plus-Kreisvorsitzender Wilfried Nies für die erste Zusammenkunft im neuen Jahr das  kleine buddhistischen Himalaya-Königreich Bhutan als Thema. Als Referenten hatte er den früheren SPD-Landtagsabgeordneten Gerd Teßmer gewonnen. Teßmer war in den letzten Jahren mehrfach in Bhutan und erlebte so auch mit, wie auf Initiative des Königs ein demokratischer Reformprozess ein geleitet wurde. Das Land wurde zur konstitutionellen Monarchie mit einem frei gewählten Parlament. In der neuen Verfassung ist – wohl einmalig auf der Welt – auch das Staatsziel des „Bruttosozialglücks“ (gross national happiness) festgeschrieben. Obwohl die bhutanesische Bevölkerung ihren König und das gleichberechtigte buddhistische System gerne behalten hätte, trat der 4. Wangschuk-Monarch zugunsten seines Sohns zurück und sorgte dafür, dass der Übergang zur Demokratie und zur größerer Beteiligung der Bevölkerung am Staatswesen sich harmonisch vollziehen konnte. Der Buddhismus ist weiterhin allgegenwärtig und von allen akzeptiert.

Jahrzehntelang war dieser vom Himalaya eingeschlossene Staat völlig isoliert und auch unzugänglich. Dies änderte sich erst ab den 90er Jahren, als man das Land behutsam für eine begrenzte Zahl von Touristen, orientiert an der Bettenzahl der staatlichen Hotels,  öffnete. Auf der Expo in Hannover machte das Königreich Bhutan durch einen besonderen Pavillon auf sich aufmerksam und warb erstmals um europäische Touristen.

Die bhutanischen Staatsbürger nepalesischer Abstammung und damit Hindus sind erst seit wenigen Jahren gleichberechtigt ist. Das buddhistische Brauchtum prägt aber weiterhin den Lebensrhythmus im Land. In den 20 Provinzen ist die Verwaltung und das Klosterleben in den früher als Fluchtburgen gebauten „Dzongs“ angesiedelt. Die eine Dzong-Hälfte gehört den weltlichen Behörden, die andere den buddhistischen Mönchen, ohne dass es zu irgendwelchen Problemen käme.

Für den das Land besuchenden Touristen fällt besonders auf, dass tagsüber alle Bhutani die gesetzlich vorgeschriebene Landeskleidung tragen, die Männer den Go, die Frauen die Kira, meist aus selbstgewebten farbigen Naturfasern.

Da außer den drei Grenzstädten Phuntshoeling, Gelephu und Samdrup Jongkhar keine Straßen in das Königreich führen und auch nur ein einziger Flughafen in Paro besteht, der nur von der  landeseigenen Druk Air  angeflogen wird, ist die Ein- und Ausreise leicht kontrollierbar. Ausländische Autos, außer den indischen Straßenbau-Fahrzeugen, dürfen nicht einreisen und die Zahl der Touristen wird durch Visumszwang und eine Tagesgebühr von 220 US-Dollar niedrig gehalten. Der bhutanesische Außenminister betonte bei einem Gespräch mit Gerd Teßmer, dass man „Bhutan behutsam an die Moderne heranführen“ wolle. Aber der Einfluss der Moderne mit indischem Fernsehen, dem Internet, dem Mobilfunk und die Erzählungen der von Ausbildung und Studium heimkehrenden Landeskinder  beschleunigen diesen Übergang zur Moderne doch erheblich.

Aber außerhalb der Hauptstadt Thimphu hat sich der typische Baustil Bhutans  erhalten können, am Export von Strom aus Wasserkraft und Holzverkäufen ist der Staatshaushalt relativ ausgeglichen und der Import von Nahrungsmitteln und moderner Technik passt sich den Einnahmen an. Schulbildung, Kranken- und Altersversorgung werden vom Staat getragen und niemand in Bhutan muss hungern.

Mit dem zunehmenden Ausbau des Flugverkehrs vollzieht sich im Westen des Landes eine deutliche Hinwendung zum  modernen Lebensstil, und gerade die Jüngeren zieht es vermehrt in die wenigen Städte, aber für den ausländischen Besucher ist das harmonische Miteinander vom buddhistischen Lebensstil und moderner Lebensweise, etwa durch die ausländischen Fernsehprogramme, noch intakt.

Da Indien den militärischen Schutz von Bhutan gegenüber China übernommen hat und die Handelsbeziehungen zum großen Nachbarn problemfrei laufen, kann man Bhutan und den Bhutanesen eigentlich nur alles Gute auf dem Weg zum Staatsziel des „Bruttosozialglücks“ wünschen.

Wilfried Nies, Kreisvorsitzender der SPD-AG 60plus, und seine Stellvertreterin Hildgund Beichert dankten Gerd Teßmr für seine von zahlreichen Fotos begleiteten Ausführungen und kündigten den Termin für die nächste Veranstaltung zur Landtagswahl mit MdL Georg Nelius im Februar an.

 

Landesweit tagsüber in der Öffentlichkeit vorgeschrieben ist die Bhutan-Nationaltracht für Männer und Frauen

Traditionell aus Holz auf Steinsockel gebaut und bunt bemalt ist das typische bhutanesische Holzhaus ebenso wie die ehemaligen Fluchtburgen, die „Dzongs“. Das Foto zeigt den berühmten Dzong von Wangdiphodrang.  

 

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