Rede Markus Dosch zur Friedenswache in Waldbrunn

Veröffentlicht am 02.04.2023 in Reden/Artikel

„Jeder Trottel kann einen Krieg anfangen, und wenn er es einmal gemacht hat, sind selbst die Klügsten hilflos ihn zu beenden.“

Diese Worte kommen zwar aus dem Jahr 1962 und waren ein Kommentar zur Kuba-Krise, aber dennoch passt dieses Zitat von Nikita Chruschtschow auf jeden Krieg.

Wer hier der Trottel ist dürfte klar sein, wobei „Trottel“ wahrscheinlich nicht die Beschreibung ist, die wir wählen würden. Ich denke, dass man hier deutlichere Worte finden kann, aber das mag jeder für sich selbst entscheiden.

Doch wofür das alles? Warum passiert das alles?

Dabei ist es doch relativ einfach.

Ich habe nach einem passendem Bibelzitat gesucht. Jedoch völlig unnötig, denn es ist ganz einfach: „Du sollst nicht töten“ - das fünfte Gebot.

Ganz einfach: „du sollst nicht töten“.

Und damit ist sehr wahrscheinlich auch jede Anstiftung dazu gemeint

Also: Wo bleibt die Menschlichkeit? Was soll dieser Krieg in der Ukraine? Warum müssen so viele Menschen leiden? Wie konnte es soweit kommen?

Hat es uns der Konflikt vorher nicht interessiert? Hätte man beim Überfall auf die Krim schon anders reagieren sollen? Oder sogar schon davor?

Haben wir unsere Verantwortung schon weit vorher abgegeben und weggesehen? Hat hier die fehlende Demokratie in den betroffenen Länder etwas damit zu tun?

Demokratien, die vom Austausch leben, miteinander handeln und Vereinbarungen getroffen haben sind meiner Meinung nach hier weniger anfällig dafür. Das zeigt sich auch in der Idee der EU. Viele Jahrhunderte haben in Europa Kriege gewütet. Zum Glück hat man sich darauf verständigt, dass man zusammen etwas erreichen möchte und dass man gemeinsam sich etwas aufbauen möchte. Klar, es gibt verschiedene Regierungschefs, die das anders sehen und daran rütteln möchten.

Dennoch fühlen wir uns in unserer Demokratie sicher. Russland, und damit leider die Bevölkerung, hat ihre Demokratie zu großen Teilen abgegeben und liegt auf dem weltweiten Ranking der Demokratiequalität der Universität Würzburg auf Platz 140. Und auch die Ukraine steht nicht gut da. Mit Platz 95 ist auch die Ukraine deutlich hinter Kolumbien, Polen und Ungarn.

Hat man hier etwas verschlafen? Ist die Demokratie ein Kaufladen, bei der man sich nur die Rechte herauspickt und die Pflichten zur Seite schiebt?

Nein - Demokratie ist auch kein Kino, bei dem man sich Popcorn in sich hereinstopft und nur zusieht. Die Demokratie lebt vom Mitmachen und von Empowerment.

Und genau das gibt mir Hoffnung. Hoffnung doch etwas ändern zu können. Jeder und jede kann in der Welt etwas für den Frieden tun. In Deutschland, in Europa, in der Ukraine und auch in Russland.

Wobei es ganz klar ist wer hier der Aggressor ist - und das ist nicht die Ukraine und das ist auch nicht Russland, sondern nur wenige Verantwortliche in Russland - mit Putin an der Spitze.

Ansonsten will keiner diesen Krieg und keiner versteht diesen Krieg.

Dazu vielleicht noch eine kleine persönliche Geschichte, wie hilflos wir manchmal dastehen:

Olga und ihr Sohn besuchen schon seit einigen Monaten uns im Walldürner Schachklub. Olga ist mit ihren Söhnen aus der Ukraine vor dem Krieg geflohen, während ihre Angehörigen noch dort sind. Die Sprachbarrieren sind immer noch da, aber dank Handy kann man sich schon ganz gut verständigen. Olga hat ein paar kleine Jobs im IT-Bereich. Dank der VHS spricht sie schon sehr gut Deutsch und hat ihre ersten Prüfungen bereits abgelegt. Ihr 11-jähriger Sohn hat dank einem Ferntraining im Schach schon eine ganz beachtliche Spielstärke erreicht. Ich bin froh, dass uns beide regelmäßig besuchen, uns unterstützen und uns bereichern.

Als wir mit dem den beiden und anderen Mitgliedern des Schachklubs abends essen gegangen sind, hat sie uns Videos von der vorherigen Nacht gezeigt, in dem Raketen in die Nachbarhäuser eingeschlagen sind, in der auch ihre Verwandtschaft wohnte. Man sieht wie die Häuser zusammenfallen.

Und man sitzt sprachlos da und kann nichts machen.

Nichts, außer, dass die beiden und alle anderen Geflüchteten hier aufgenommen werden und hier die Chance bekommen sich ein Leben aufbauen zu können und, dass dieses so angenehm wie möglich ist.

So können wir helfen.

Wir können auch helfen, in dem wir immer daran erinnern, dass der Krieg immer noch da ist und dass der Krieg ein Verbrechen ist. So wie heute Abend.

Alle die dort wohnen oder die geflüchtet sind, brauchen Hoffnung und eine Perspektive, die wir ihnen hier geben können, aber auch die Hoffnung, dass Deutschland der Ukraine hilft so gut es geht - auch wenn man dies manchmal nicht glauben mag.

Doch was bleibt uns?

Vielleicht finden wir die Antwort im Hohenlied der Liebe:

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei - aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Auch wenn es uns manchmal schwerfallen mag und uns so viele Krisen und Kriege überrollen, aber ich denke, dass auch wir heute für das Richtige stehen. Und meiner Meinung ist es genau das was bleibt:

Der Glaube, die Liebe, aber auch die Hoffnung.

Danke.

Markus Dosch (Kreisvorsitzender)

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