Klimawandel - ein Kommentar

Veröffentlicht am 27.03.2023 in Reden/Artikel

Der Synthesebericht des Weltklimarats zeigt einmal mehr: Die Uhr steht auf kurz vor zwölf. Aktuell liegt die Erderwärmung schon bei 1,1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Selbst mit den Zielen, die wir uns bisher gesetzt haben, steuern wir auf eine Erwärmung von 2,6 Grad zu. Der Weltklimarat geht davon aus, dass über die Hälfte der Weltbevölkerung direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen sein wird. Das sind knapp 3,6 Milliarden Menschen.

Doch was wir nicht vergessen dürfen: Der Klimawandel ist sozial ungerecht.

Laut der Studie „Confronting carbon inequality in the European Union“ der Organisation „Oxfam“, liegen die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Menschen in der EU bei 4 Tonnen CO2 pro Jahr. Zum Vergleich: die Pro-Kopf-Emissionen des reichsten Prozents liegen bei 64 Tonnen (!) pro Jahr. Während alle Einkommensgruppen ihre Emissionen im Vergleich zu 1990 verringern konnten, stiegen die Emissionen des reichsten Prozents nochmal um knapp 9 % an. Das heißt, die eine Hälfte der Gesellschaft verhält sich solidarisch und in der gleichen Zeit reitet uns 1 % der Menschen in den Abgrund. So fällt es schwer, der breiten Mehrheit der Gesellschaft zu erklären, dass sie sich weiter einschränken müssen, dass sie auf Autos verzichten sollen oder dass sie ihre Häuser für viel Geld energetisch sanieren müssen.

Menschen die überdurchschnittlich verdienen können sich ein neues E-Auto oder eine neue Wärmepumpe leisten. Doch was machen diejenigen, die sich das nicht leisten können? Was machen diejenigen, die im ländlichen Raum leben und ihr Auto brauchen, weil der ÖPNV nicht ausgebaut ist? Was machen diejenigen die sich vor kurzem noch eine Öl- oder Gasheizung in ihr Eigenheim gebaut haben und jetzt eine Wärmepumpe bei sich installieren sollen? Mal ganz davon abgesehen, dass es alleine schon aus logistischen Gründen unmöglich ist, ab 2024 nur noch Wärmepumpen in Häuser einzubauen.

Die Politik ist also in der Pflicht zu handeln. Was wir brauchen ist ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien, den Ausbau des ÖPNVs, die Förderung von klimafreundlichen Technologien und vieles mehr. Kurz gesagt: Es muss den Menschen einfach gemacht werden, klimafreundlich zu handeln. Denn: Einen erfolgreichen Klimaschutz bekommen wir nur hin, wenn die gesamte Gesellschaft mitgenommen wird.

Allerdings müssen wir davon wegkommen, die Verantwortung nur bei den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern zu suchen. Die ersten Studien über die Auswirkungen des Klimawandels wurden vor 50 Jahren von Fossilriesen wie Exxon-Mobile in Auftrag gegeben. Schon damals wussten sie, dass wir auf eine Klima-Katastrophe zusteuern - und dass sie daran schuld sind. Um die Verantwortung von ihnen hin zur Zivilgesellschaft zu lenken, haben sie beispielsweise den CO2-Fußabdruck erfunden.

Entscheidungen wie die von Präsident Biden, das umstrittene „Willow-Project“ nun doch durchzuführen, helfen ganz sicher auch nicht den Klimawandel zu bekämpfen. Bei diesem Projekt will das Unternehmen Conoco Phillips in einem Zeitraum von 30 Jahren mindestens 600 Millionen Barrel Erdöl (das entspricht 95 Milliarden Liter Öl!) in bisher unberührten Gebieten der Arktis fördern. Durch das Verbrennen dieser Menge Öl würden über 300 Millionen Tonnen CO2 emittiert werden. Und dabei sollte man auch die Auswirkungen auf die dortigen Ökosystemen nicht vergessen.

Letztlich werden wir den Klimawandel nur dann erfolgreich eindämmen können, wenn wir uns an die Superreichen und die großen (und mächtigen) Unternehmen der Welt trauen.

Ein Kommentar von Jonas Weber (Beisitzer)

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