Gentechnik in der Landwirtschaft – Segen oder Fluch?

Veröffentlicht am 21.02.2011 in Kreisverband

Runder Tisch „Gentechnik freie Region Neckar-Odenwald“ wird vorbereitet
Die Arbeitsgruppe Arbeit und Umwelt der SPD Buchen hat im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Agro-Gentechnik in den Prinz Carl eingeladen.

Amelie Pfeiffer, Stadträtin in Buchen, Agrarbiologin und Praktikerin vom Geflügel- und Ferienhof Pfeiffer eröffnete die sehr gut besuchte Veranstaltung. Landwirte, Imker, interessierte Bürger/innen und Vertreter von Verbänden, Institutionen und Parteien aus dem ganzen Neckar-Odenwald Kreis kamen nach Buchen. Frau Pfeiffer führte zur Begrüßung an, dass schon in den letzten Jahren vom Bauernverband und von der SPD mehrere Veranstaltungen zur Agro-Gentechnik stattfanden. Die SPD Gemeinderatsfraktion hatte schon 1999 einen Antrag im Buchener Gemeinderat gestellt „auf städtischen Grundstücken auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu verzichten“. Das Thema war damals noch nicht mehrheitsfähig.

Die Beispiele USA und Kanada zeigen, dass Agro-Gentechnik keine Technologie im geschlossenen Hochsicherheitslabor ist, sondern ein Feldversuch in der freien Landschaft mit unbekannten Risiken für Mensch und Umwelt.

Mit dem Dipl. Biologen Gottfried May-Stürmer vom BUND Regionalverband Heilbronn-Franken konnte ein Kenner der Thematik für den Vortrag gewonnen werden.
Was ist Agro-Gentechnik, wo wird diese Technik eingesetzt, welche Methoden und Verfahren werden angewendet. Wo liegen die Risiken?
Herr May-Stürmer erläuterte: „bei der Agro-Gentechnik wird das Erbgut isoliert, das Erbmaterial wird neu kombiniert, und über die Artgrenzen hinweg wird neukombiniertes Erbmaterial übertragen“. Der Gentransfer erfolgt mit dem Schrotschussverfahren oder der Transformation mit Hilfe eines Bakteriums. Der Einbau in das Erbmaterials des Empfängers erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Die Methode macht schon deutlich, dass hier Risiken entstehen, die nicht kontrollierbar sind. Es können unerwartete Effekte durch den Einbauort der Fremdgene auftreten".
May-Stürmer zeigte durch viele Folien auf, dass bei der Agro-Gentechnik nicht die Nahrungsmittel-Produktion im Vordergrund steht. Es geht der Gen-Industrie um die Optimierung von Wirtschaftgütern und um die Möglichkeiten für die Agro-Genkonzerne zur Gewinnerzielung.

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Agro-Gentechnik ab. Bei Umfragen erklärt die Mehrheit der Landwirte, die Agro-Gentechnik nicht anwenden zu wollen. Verschiedene europäische Staaten wie Österreich, Ungarn u. a. lehnen die Agro-Gentechnik ab.
Man braucht nur in den Supermarkt gehen, um zu sehen wie z. B. bei österreichischem Käse mit dem Markenzeichen „Gentechnik frei“ oder mit Milch „ohne Gentechnik“ geworben wird.
In Europa fordern 172 Regionen einen Schutz für die Gentechnikfreie Produktion. In Deutschland gibt es 198 gentechnikfreie Regionen und ca. 30.000 Landwirte, die sich verpflichtet haben „ohne Agro-Gentechnik“ zu produzieren. Auf ca. 1.100.000 ha landwirtschaftliche Fläche wird gentechnikfrei gewirtschaftet.
In Baden-Württemberg gibt es 30 gentechnikfreie Regionen / Initativen. Die nordöstlichen Landkreise, der Main Tauber Kreis, der Landkreis Schwäbisch Hall, der Rems Murr Kreis und der Ostalbkreis haben sich zu Gentechnik freien Landkreisen erklärt.

Im Lauf des Abends und durch die Diskussionsteilnehmer angeregt, waren die Anwesenden der Menung, das Thema „Gentechnik freier Neckar-Odenwald“ auch auf die aktuelle politische und gesellchaftliche Tagesordnung zu setzten. Amelie Pfeifer und Bertold Weigand vom BUND wurden beautragt, einen Runden Tisch „Gentechnikfreier Neckar Odenwald“ vorzubereiten. Ein breites Bündnis von Landwirten, Vereinen, Verbänden, Parteien und Institutionen sollen zum Runden Tisch eingelden werden.
Reinhold J. Goisser von der AG Arbeit und Umwelt bedankte sich bei Gottfried May-Stürmer vom BUND für seinen Vortrag und bei den Diskussionsteilnehmern für die engagierte und sachliche Dbatte. Er schloss mit der Hoffnung, dass die Veranstaltung weiter Früchte trägt und ein „Gentechnikfreier Neckar-Odenwald“ entsteht.

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