1. Mai - Waldbrunn - Rede

Veröffentlicht am 03.05.2023 in Reden/Artikel

Wofür braucht es heute immer noch den 1. Mai?

Als freien Tag „von der Arbeit“? Einfach so als Geschenk?

Oder müssen wir uns, gerade an diesem Tag, weiterhin für gute Arbeitsbedingungen für alle Menschen einsetzen?

 

Beginnend vor unserer Haustüre? Ja, denn  es gibt immer noch oder auch weiterhin viele Berufe, in denen die Arbeitsbedingungen verbessert werden können und müssen! Es sind nicht nur die körperlich anstrengenden Berufe, ob in luftiger Höhe beim Bau oder als Alten- und Krankenpflegekraft. Das ist das eine.

 

Der 1. Mai bleibt wichtig. Denn leider werden  mit dem Wechsel im Management eines Unternehmens, mit dem internationalen Wettbewerb  oder der Digitalisierung - ungeachtet des großen Fachkräftebedarfs - zum Beispiel: Prämien abgeschafft, stagnieren Löhne oder verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen,  auch weil es nicht genügend (Fach-)Personal gibt und oder weil die innerbetriebliche Mitbestimmung auf der Strecke bleibt, aus den unterschiedlichsten Gründen.

 

Sich an eine Vertretung der Gewerkschaften zu wenden, „gehört sich doch nicht“, oder? Es reicht doch, wenn das Andere machen, z. B. „die da oben in der Politik oder eben die SPD oder die Gewerkschaften“, um für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.

 

Genau hier muss eingehakt werden - mindestens am 1. Mai!

 

 

Die Gewerkschaften sind ein so wichtiger und starker Partner auf dem Arbeitsmarkt. Sie schaffen es, im Interesse letztendlich der meisten Arbeitnehmer, die Arbeitgeberseite an den Verhandlungstisch zu bringen. Nur: Gewerkschaften bestehen aus ihren Mitgliedern und nicht im luftleeren Raum. Das heißt - nur als Solidargemeinschaft, je größer, desto wirkmächtiger kann Positives für die Arbeitnehmer erreicht werden.

Es sind in den letzten Jahrzehnten sehr viele Verbesserungen erreicht worden. Aber auch hier gilt: Stillstand ist Rückschritt.

Für was gilt es nun heute sich einzusetzen?

  1. Für vernünftige Lohnsteigerungen, bei Frauen und Männern, in den technischen, produzierenden und in den sozialen Berufszweigen, aber auch in den öffentlichen Verwaltungen. Ich betone: „vernünftig“. Denn jede Lohnsteigerung macht sich an den Endprodukten, die wir wiederum zu bezahlen haben, fest.
  1. Für bessere Möglichkeiten, am Ende des Arbeitslebens in Altersteilzeit oder in Rente gehen zu können, was nicht nur von einer Jahreszahl, sondern auch von der Gesundheit und der Leistungsfähigkeit des/der Einzelnen abhängt, sondern auch von den betrieblichen Rahmenbedingungen und dem Wissenstransfer an die nachfolgende Generation. „Wertschätzung“ könnte hier ein „unbezahlbarer“ Maßstab sein.
  1. Dafür: Weihnachts- und Urlaubsgelder sind nicht mehr selbstverständlich. Auch da gilt es, weiterhin ein Augenmerk darauf zu halten.
  1. Für Fort- und Weiterbildung, sowohl im Unternehmen selbst, aber auch Anreize zu setzen, dass Zusatzqualifikationen den Arbeitsplatzerhalt sichern.

Es ist punktgenau, dass daher in der vergangenen Woche der Deutsche Bundestag in seinem Aus- und Weiterbildungsgesetz wichtige Eckpunkte beschlossen und auf den Weg gebracht hat. Es geht um Ausbildungsgarantie und geförderte Berufsorientierungspraktika für junge Menschen. Es geht um einen Mobilitätszuschuss für Familienheimfahrten, wenn man für die Ausbildung die eigene Region verlassen muss. Es geht um feste Förderhöhen für Weiterbildung, die auch den Unternehmen zugute kommen.  Und es geht um ein Qualifizierungsgeld, das Betriebe erhalten, um ihren Mitarbeitenden durch Weiterbildung eine zukunftssichere Beschäftigung im gleichen Unternehmen zu ermöglichen.

DANKE SPD!

  1. Dafür: die familiäre Situation der Arbeitnehmer*innen im Blick zu behalten könnte auch ein Faktor sein, Mitarbeiter*innen zu gewinnen oder zu halten. Auch hier lohnt es sich, Politik und Gewerkschaften frühzeitig eingebunden zu wissen. Das darf nicht nur als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Es gibt übrigens kein „man“, sondern: „WIR“ sind es, die wir am 1. Mai, aber auch in unserem Umfeld, ob politisch oder gewerkschaftlich oder als Betriebs- oder Personalrat uns aktiv für die stetige Verbesserung von Arbeitsbedingungen einsetzen.

Wir brauchen immer wieder neue Regelwerke und verlässliche Eckwerte, und wir brauchen eine an die jeweiligen Aufgaben angepasste gerechte Entlohnung für Frauen und Männer.

Den Mindestlohn haben wir erhöht, aber er ist weiterhin die untere Grenze und nicht Standard, wie leider viele Menschen glauben (machen). Und der Mindestlohn darf nicht ausgehöhlt werden durch unsoziale Nebenabreden.

Ich begrüße es zudem, dass Arbeitszeiten an der Eingangstür des Unternehmens festgehalten werden und dass es weiterhin Vertrauensarbeitszeiten geben wird.

Denn es ist für viele Menschen auch eine Selbstkontrolle, gerade bei zunehmendem „Homeoffice“-Arbeiten, zu wissen, wie lange man gearbeitet hat. Ein Zuviel ohne Ausgleich nützt ebenso wenig wie ein Zuwenig – für beide Seiten.

Liebe Anwesende!

Der 1. Mai kann auch Ansporn dafür sein, mehr Wertschätzung einzufordern. Denn jedes Lob, jede Förderung, jeder Ansporn ist Motivation, sich für das eigene Unternehmen einzusetzen.

„Mitarbeiter*innen sind das höchste Gut, das größte Kapital jedes Unternehmens.“ Das könnte die beste Botschaft und die beste Voraussetzung sein, gemeinsam mit dem Unternehmen in eine sichere Zukunft zu gelangen. Denn der Wandel und die Herausforderungen sind groß: ob technisch, digital, ob Pandemie, Kriege, internationaler Wettbewerb oder Fachkräftebedarf – und das auch noch in Zeiten des demografischen Wandels, wenn wir Babyboomer, die wir viele sind, nun zunehmend in den Ruhestand gehen werden.

Abschließend danke ich im Namen des SPD-Kreisverbandes dem SPD-Ortsverein Waldbrunn dafür, am 1. Mai „den Tag der Arbeit“ in seiner Bedeutung, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, auszurichten.

Dr. Dorothee Schlegel

Kreisvorsitzende

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